Hundeschule Herzpfote

Für ein gutes Miteinander
Beratung und Begleitung im Alltag

Blog

16.11.2022

Die richtige Ernährungsroutine für deinen Hund

Die wichtigsten Fragen und Antworten rund ums Thema Hundeernährung und eine gesunde Verdauung.

Ich gebe zu, dieser Titel nimmt den Mund ganz schön voll. Die «richtige» Ernährung ist in unserer Gesellschaft ein kontroverses Thema – und die Diskussionen machen auch vor dem Hundenapf nicht Halt. «Es gibt nicht das eine Futter, sondern jeder Hund ist individuell», sagt Dr. med. vet. Andrea Meyer, Tierärztin und Ernährungsexpertin. Mit ihr zusammen ist dieser Leitfaden entstanden, der dir dabei helfen soll, ein passendes Futter für deinen Vierbeiner zu finden.

Naturnah, gesund, bekömmlich, klimafreundlich, tierethisch und finanzierbar: Das sollte doch machbar sein … oder?

Was wir unserem Hund zuführen, hat einen grossen Einfluss auf sein Wohlbefinden und seine Gesundheit (wie bei uns Menschen auch). Doch wie erkenne ich, ob das Futter für meinen Hund passt? Anhand folgender Punkte: Ist die Haut des Hundes elastisch, neigt sie weder zu Schuppen noch Juckreiz, glänzt das Fell und riecht es gut, muss er regelmässig (2–3 Mal pro Tag) «für grosse Hunde», hat er weder regelmässig mit Blähungen, Durchfall noch Übelkeit zu kämpfen und frisst er sein Futter gerne, dann besteht laut Andrea «mit grosser Wahrscheinlichkeit kein Handlungsbedarf». Sprich: Das Futter scheint zu passen.

Der Leitfaden ist folgendermassen aufgebaut: Basics, Verdauung, Welpenfutter, Übergewicht, Allergien und zum Schluss ein Rezept-Guide für Hundekekse.

Dackel zwischen Quitten: Die richtige Ernährung ist sehr individuell – was für den einen Hund stimmt, muss nicht für den anderen passen.
Die richtige Ernährung ist sehr individuell – was für den einen Hund stimmt, schmeckt einem anderen nicht. Umso wichtiger ist es, Vorstellungen loszulassen und hinzuschauen.

Do’s & Don’ts

Basics

Es gibt drei Übergruppen von Hundefutter: (1) das Fertigfutter (trocken und nass), (2) das Selbstgekochte und (3) BARF (= Biologisch Artgerechte Roh-Fütterung). «Alle Methoden sind okay, wenn man es richtig macht und es für den Hund stimmt», sagt die Tierärztin.

Es kommt auch auf die Haltung und die Bedürfnisse des Menschen an. Während Trockenfutter einfach auf Reisen oder Wanderungen transportierbar ist, können beim Gekochten oder BARF die Zutaten genau auf den Hund angepasst werden. Letzteres erfordert eine gute Wissensgrundlage, um keine Mangelernährung hervorzurufen.

Indem beispielsweise 1 Esslöffel Quark oder Hüttenkäse, ein Eigelb oder ein Stück Möhre oder Fenchel mit in den Napf kommt, kann Trockenfutter ab und an mal aufgepeppt werden – sofern der Vierbeiner die Zutaten verträgt. Auch beliebt ist, eine Trockenration durch eine Nassfutter-Mahlzeit zu ersetzen oder etwas Nassfutter unter die trockenen Pellets zu mischen.

TIPP: Wichtige Inhaltsstoffe verstehen

Die Proteinquelle sollte an erster oder zweiter Stelle auf der Liste der Inhaltsstoffe stehen und der Proteinanteil 20-26% bei Trockenfutter bzw. 9-11 % bei Nassfutter betragen. Auch das Kalzium-Phosphor-Gleichgewicht ist sehr wichtig. Ein Verhältnis von 1,3 : 1 ist ideal.

Verdauung

Hat ein Hund Durchfall, gibt es viele Mittelchen zum Gegensteuern: Flohsamenschalen oder Durchfallpräparate dem Futter beifügen, und auch Kohle-Tabletten und Fencheltee können helfen. «Ruft mich jemand an und sagt, sein Hund habe die ganze Nacht erbrochen, dann rate ich als erstes, das Frühstück mal auszusetzen», sagt Andrea. Vier Stunden solle der Hund nach dem Erbrechen fasten (keine 24 Stunden) und danach könne man mit halben Portionen vorsichtig wieder anfuttern. «Wenn sich der Hund ansonsten vital zeigt, sollte er zwei Tage gut beobachtet werden. Stagniert oder verschlimmert sich der Zustand, dann ist eine sofortige tiermedizinische Abklärung notwendig», rät die Tierärztin.

TIPP: Morosche Karottensuppe

Dieses Rezept ist ein alter Klassiker, der den Mineral- und Wasserhaushalt deines Hundes bei Durchfall stabilisiert: 500 Gramm geschälte Möhren mit 1 Liter Wasser mindestens 1,5 Stunden lang kochen lassen. Danach die Masse pürieren oder durch ein Sieb drücken. Anschliessend den Brei mit abgekochtem Wasser erneut auf 1 Liter auffüllen. 1 Teelöffel Salz (am besten Meersalz oder Himalaya-Salz) hinzufügen. Die Suppe entweder solitär verabreichen oder dem Futter beifügen.

Ein Glas mit Hundekeksen: Die richtige Ernährung ist wichtig für einen Hund.
Hundekekse lassen sich ganz einfach selbst backen (Rezept unten).

Welpenfutter

Welpen befinden sich mitten im Wachstum und haben einen anderen Nährstoffverbrauch als ihre erwachsenen Artgenossen. «Wichtig ist, die ersten zwei bis drei Wochen das Futter von der Zucht weiter zu füttern», sagt Andrea. Grosse Hunde (über 30 kg Endgewicht) sollten früher auf das Adult-Futter umsteigen, da es sonst zu Gelenkbeschwerden kommen könnte. Allgemein gilt: «Im Alter von 7–12 Monaten kann dann das Welpenfutter abgesetzt und durch das definitive ersetzt werden.»

TIPP: Fütterung von Welpen

Wenn ein Welpe einzieht, solltest du dich zu Beginn an den Rhythmus seines vorherigen Zuhauses halten. Im Normalfall wird der Tagesbedarf bei Welpen auf 4–5 Mahlzeiten aufgeteilt (also alle 3–4 Stunden eine Portion). Ab der 18. Lebenswoche kannst du den Tagesbedarf auf 3 Mahlzeiten reduzieren. Je nach Hund und eigenem Empfinden ist es später möglich, nur noch zweimal täglich zu füttern. Bei grossen Hunden ist dies nicht zu empfehlen, da die Gefahr einer Magendrehung mit grösseren Portionen steigt.

Welpen befinden sich im Wachstum, deshalb ist ein ausgewogenes Futter besonders wichtig.
Welpen befinden sich im Wachstum, deshalb ist ein ausgewogenes Futter besonders wichtig.

Übergewicht

Mehr als ein Drittel aller Hunde weltweit ist übergewichtig. Das hat gesundheitliche Folgen für die Vierbeiner. Meist ist es weniger das Hauptfutter, das für die Gewichtszunahme verantwortlich ist, sondern es sind vielmehr die zahlreichen Leckereien zwischendurch. «Zusätzliche Gnaggis und Guddis muss man vom Hauptfutter abziehen», sagt Andrea.

Bei Übergewicht können zuerst die Extras minimiert werden, da das Hauptfutter den Hund mit allen Makro- und Mikronährstoffen versorgt. Fehlt ein konstantes Augenmass, macht es Sinn, das Futter konsequent abzuwiegen. Getrocknete Lunge und Rüebli bieten sich als kalorienarme Alternativen zu Guddis an.

TIPP: Wiegt mein Hund zu viel?

Im Internet findet sich für jede Rasse, Geschlecht und Grösse eine Gewichtstabelle zum Vergleichen. Auch eine Hunde-BMI-Formel gibt es. Am einfachsten ist wohl die bewährte Rippen-spür-Technik: Mit den Fingerkuppen auf beiden Seiten der Flanken sanft über die Rippen fahren. Sie sollten ohne Druck fühlbar sein. Bist du dir nicht sicher, kannst du das Thema bei der nächsten tierärztlichen Kontrolle abklären lassen.

Allergien

Leidet ein Hund an Juckreiz oder Haut- und Ohrenproblemen, dann ist eine medizinische Abklärung notwendig: Es könnte sich um eine Allergie oder Unverträglichkeit handeln. «Diese können durch Verunreinigungen, Schimmel, Milben oder Toxinbildung im Futter ausgelöst werden», sagt Tierärztin Andrea Meyer und rät: «Das Futter sollte man immer luftdicht verschlossen lagern».

Bei kleinen Hunden sei es zudem ratsam, kleinere Futterportionen zu kaufen: «Ein 15-Kilo-Sack für einen Chihuahua bleibt zu lange offen und es können sich über die Zeit gesundheitsschädliche Stoffe im Futter entwickeln», sagt die Ernährungsexpertin.
Ebenfalls wichtig seien sogenannte Opferproteine: «Exotische Proteinquellen wie beispielsweise Büffel, Känguru oder Insekten sollten Allergikern vorbehalten sein.» Für eine allfällige Ausschlussdiät sollte jeder Hund mindestens eine Proteinquelle noch nie zu sich genommen haben.

TIPP: Futterdose und Klammern

Im Internet oder Hundefachhandel deines Vertrauens findest du ein grosses Angebot an luftdicht verschliessbaren Futterdosen. Diese können in der Küche platzsparend verstaut werden und vereinfachen das Portionieren. Für Futtersäcke gibt es passende Klammern, die den Inhalt vor möglichen Verunreinigungen oder Feuchtigkeitsverlust schützen.

Rezept -Guide für Hundekekse
Hundekekse selberbacken: Mit dieser Rezept-Übersicht ist es ein Leichtes.
Die Mengenangaben reichen für ca. 12 Hundekekse (je nach Ausstechform)

Mit dieser Übersicht kannst du nach Belieben deine Kekse zusammenstellen – ob schlicht, vegetarisch oder einfach nach Lust und Laune. Ist die Masse zu trocken, einfach mehr Wasser, Quark, Kokosöl, Ei oder zerstampfte Banane hinzugeben. Ist der Teig zu nass, einfach mehr Dinkelflocken, Chiasamen oder Buchweizenmehl unterrühren.

Wichtig: Die Zutaten müssen verträglich sein.

Kräuter nur bei Bedarf und sehr sparsam einsetzen.

Hat der Teig eine gute Konsistenz, kann er – in Frischhaltefolie eingewickelt – für 30 Minuten in den Kühlschrank. Danach ca. 8 mm dick ausrollen und Kekse formen / ausstechen. Die Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und mindestens 45 Minuten bei 150°C Umluft backen. Sie sollten restlos trocken, aber nicht zu dunkel sein. Danach (im Ofen über Nacht) gut auskühlen lassen. Bon appétit!

Individuelle Ernährungsberatung

Nach all diesen Informationen solltest du ein gutes Fundament haben, um zusammen mit deinem Vierbeiner eine passende Futterroutine zu etablieren.
Falls Unsicherheiten oder Fragen auftauchen, dein Hund jegliches Futter verweigert oder körperliche Beschwerden hat, kannst du jederzeit eine individuelle Ernährungsberatung bei Dr. med. vet. Andrea Meyer buchen.

Autorin: Anna Dieckmann